30 Juli 2009

die heilige Martha und die Verwüstung des Marthashofs


weil gestern der Gedanktag an Martha von Bethanien war, der Schwester des Lazarus, der Namenspatronin des Marthashofs, der Gründung der Kaiserswerther Diakonie, und gewiss nicht des Stofanel-Ungetüms von Armand Grüntuch und Almut Ernst, wollen wir einen Text unserer Freunde der Betroffenvertretung Rosenthaler Vorstadt zitieren, die sich übrigens auch als Tei des BürgerInitiativenNetzwerks BIN-Berlin.org betrachten. Die Schwedter Straße, die das Marthashofgelände begrenzt, gehört ja inclusive des Bürgersteigs zur Rosenthaler Vorstadt , mithin also zum Berliner Bezirk Mitte (erkenntlich auch an der Parkraumbewirtschaftung).

Die Legende sieht die Heilige , in der nach-evangelischen Zeit, ausgesetzt in einem steuerlosen Boot, das wie durch ein Wunder Frankreich erreicht. In der Provence bändigt sie einen Menschen fressenden Drachen und befriedet ihn. Meister Eckhart erblickt in ihr das bereits handelnde Konzept, während ihre Schwester Maria noch beim Schauen verharrt.

Wir von der Anliegerinitiative Marthashof AIM meinen von der Verwüstung Marthashof-Geländes schon zu viel geschaut zu haben und nun noch mehr handeln zu müssen . . .


Unter dem Namen „Marthashof“ wirbt seit einiger Zeit die Investoren-Gruppe Stofanel für ein Wohnungsbauprojekt am Rande der Rosenthaler Vorstadt in der Schwedter Straße.
In der christlichen Überlieferung galt Martha als Vorbild des tätigen Lebens.

    „Martha aber machte sich viel zu schaffen, um ihren
    Pflichten als Hausfrau und Gastgeberin nachzukommen“
    (Neues Testament, Lk 10,40)

Im Laufe der Zeit wurde sie mehr und mehr zur Magd, zur eifrigen selbstlosen Dienerin, die für das leibliche Wohl ihrer Herrschaft sorgt.

So war es naheliegend, dass die evangelische Mägdeherberge, die 1854 von Pastor Fliedner aus Kaiserswerth am „Verlorenen Weg“, heute Schwedter Straße, eingeweiht wurde, den Namen „Marthas Hof“ bekam.
Junge Mädchen aus dörflichen Gegenden Schlesiens oder Pommerns, die am nahen Stettiner Bahnhof (heute: Nordbahnhof) ankamen, um in Berlin in „Stellung“ zu gehen, erhielten hier eine Unterkunft, Verpflegung und eine praktische Ausbildung durch die Kaiserswerther Diakonissen. Sie sorgten dafür, dass die Mädchen neben den praktischen Kenntnissen der Hauswirtschaft auch die christlichen Tugenden Demut, Treue und Fleiß verinnerlichten. Mit solcherlei Gaben ausgerüstet, waren sie in den bürgerlichen und adligen Häusern sehr willkommen.
Bomben des zweiten Weltkrieges zerstörten sämtliche Gebäude dieser diakonischen Einrichtung.

Wenn man bedenkt, wer wohl die großzügig geschnittenen Wohnungen und Häuser im „Urban Village“ später säubern und in Ordnung halten wird, dann ist vielleicht die Bezeichnung „Marthas Hof“ gar nicht so abwegig. Ein gepflegtes Ambiente „without compromise“ wird ohne zahlreiche „Marthas“ wohl nicht erhalten werden können. Insofern lag das Investorenehepaar völlig richtig mit dem Namen „Marthashof".